Orts- und Flurnamen um Abtswind

Aus: “Der Steigerwald” 1989-2 S. 34-36 

Abtswinden

Abbatissaewinde sei die älteste Form gewesen, so behauptet die Pfarrbeschreibung Altenschönbachs vom Jahre 1856. Diese Annahme besitzt keine Unterlagen und will den Namen in Verbindung bringen zu dem seit 783 bestehenden Frauenkloster Schwarzach. Jedoch wird der Name erst 1270 erstmals erwähnt und zwar als Abswinden; 1326 erscheint er als Apteswinde, 1364 als Abtschwinden.
Wie steht es hier mit den Wenden? Neugierig auf etwaige slavische Namen durchblätterte ich die von R. Miltenberger gefertigte Flumamensammlung. Ich ftnde nur die typisch deutschen Flurnamen. Abtswind liegt vor dem mehrfach verzweigten Massiv des Friedrichsberges. Die ihn umringenden Dörfer – so nehme ich an -bildeten einmal eine Landesgemeinde und ihre Namen empfingen sie von dem Berg her, stellen wir jene Ortsnamen und die Bergnamen einmal einander gegenüber!

1. Gisenwinden

Geiselwind haben wir anderswo noch urtümlicher in Kozzenwinden (Kurzewind, Gozwinsdorf (Goßmannsdorf und Gozwinsdorf bei Kappel/Hernesdorf. Ohne Erweichung tritt uns der Name im Gottesberg entgegen. Da oben auf dem Gottesberg- so erzählt uns die Sage – hätten die Heiden ein Kreuz stehen gehabt. Solche Stellen hießen Alt: Altenberg am Friedrichsberg. Ein Kreuz kann das nicht gewesen sein, sondern ein ähnliches Zeichen müssen wir uns darunter vorstellen, den Dreiast als Symbol des Lebensbaumes. Er trug den Namen But und Laut der Gleichung Pate = Tout = Gäbe auch die Bezeichnung Gott; er war das Sinnbild “Gottes” und desjenigen, der als Stammvater sich zu ihm bekannte. Chatten (Hessen) und Goten heißen sich nach ihm. Auf den gotischen Fingerringen lesen wir in Runenschrift: Gutani Owi hailag-dem Gutan ist Owi (das Land der Goten am Schwarzen Meere) heilig; auf anderen Fingerringen steht noch Gut Guttani oder Thebal Guttani. Gut und Thebal sind hier gleichgesetzt. Thebal wird in Namenskürzungen zu dem Riesen und Schützen Tell oder Wali. Dem Gut diente der Gudja oder Opferpriester. Im Kampfspiel wurde er gemimt als der Kämpfer für das Gute; das Spiel hieß so selbst Kat (Kampf = germanisches hadu, Hader = gallisches Kaiu) und die Wegebögen des Kampfesfeldes “Gasse” (gotisches gatwo, altslavisches chadu). Kutschersteig am Friedrichsberg gemahnt an den Kutschenbrunnen in Erlach, einer Wüstung bei Gelchsheim, wo ein Adeliger mit seinem Roßgespann versunken sei.

2. Schildberg, Sülzen, Saahvald, Urtel

Hier spukt der kopflose Reiter, hier sei ein Schatz vergraben. Ein Stück des Schildberges heißt Arzmann, da hinein hätten die alten Abtswinder ihre Toten begraben, da gehe das Ortsmannle um, auch der Hoppmann, welcher Hehe schreit. Es sind das lauter Hinweise auf einen Unterweltsgott, zu dem schließlich der Stammvater nach seinem Hinscheiden wurde. Die entsprechende Siedlung im Umkreis ist anscheinend verschwunden; denn Namen wie Tullenestat (Düllstadt) oder Sulzbach finden sich in der Regel neben der Zentrale. Solche Namen erinnern an den Thebal/Tell bzw. an den Schauplatz des Tellspieles, an Dult/Tul/Sulz usw. Arzmann bereitet der Deutung Schwierigkeiten, da Vergleichsmöglichkeiten und alte Formen nicht zur Verfügung stehen; vielleicht ist Urtel mit ihm verwandt, ein Wort, das klingt wie Orendel, welcher “der älteste aller Helden” gewesen sein soll.

3. Greuth, Krettenbach, Kumräd

Der geheimnisvolle “Fuchs Gorad” geistert in Abtswind im Dürnnsee, Bauernfeld, Oberend und am Hausbrunn in Dürnitz. Die germanische Mythologie kennt den Riesen Geiröd, der ein Gästehaus besaß; die Harzburger Sachsen verehrten den Krodo, dessen Abzeichen Kessel und Rad waren. Damit wird er mit dem einen Schöpflöffel tragenden Hophei gleichgesetzt, an den am Friedrichsberg der Heuberg erinnert. Dem Hei oder Ku halte ich für eine andere Gestalt, die im Kampfrad auftrat: Haarout; auf dem Thundorfer Fuchsgarten reitet der Hareiter um. Die deutsche Graite/Gerda/Gerute, die griechische Kratais und die tschechische Krassa oder Krosina – sind den Namen zufolge seine weiblichen Entsprechungen. Gorad halte ich für die Ausgangsform für Grot/Groß und auch – wir haben es ja mit uralten Namen zu tun, die in derUrzeit auch rückwärts gesprochen wurden – für Taro/ Türk/ Troch, eine Bezeichnung für das Kampfrad; corriba nennt man in Spanien den Stierkampf.

4. Dürrenbuch. Fuchsstat

Der Abtswinder Fuchsgeist wird auch der dürre Fuchs genannt; er entspricht so dem Baumgott, da man an “Fuchseichen” die Verbrecher aufknüpfte. Fuchs ist ein gezischtes Buch; beide Namen gehören zur Nachbarschaft der “dicken Bäume” wo man “bögelte”, d.h. zu Zwecken hindurchschlüpfte. Jener Bogen bildete den Heilschlupf, dem unteren Teil des stellvertretenden Lebensbaumes. Nebenan lag der Troch/Dürroder das Winde. Nach ihm nannte sich ein germanischer Volksstamm Bukinobanten; im Bezirksamte Nabburg liegt ein Bukenwinden; Mainfranken besitzt ein Bochawindt und daraus durch Zischung und Kürzung entstandenes Bochenze (Vögnitz).

5. Dürrenbuch, Trauberg Dürrnitz

Druhireod lautet ein Würzburger Markungsname vom Jahre 779; daraus wurde Terrode in Brotterode. Dürr und Trau sind ebensolche Verkürzungen aus Dür(k) und Tro(k), Dürrnitz – noch weit im Mittelalter als Bezeichnung für Vergnügungsstätten gebräuchlich – aus Dür(k)nitz, d. i. Radkampf. Das Turnei oder Turnier rechne ich auch hierher als Wort für Drehburg.

6. Langenberg. Langer Grund

“Lang” hat schon Teudt als weiteres Wort für die Kampfbahn festgestellt. Man denke hieran das häufige Langeloh!

7. Appenfelden, Abswinden, Eppesklinge

“Ebene” heißt ein Stück des Höhenkammes des Friedrichsberges. Ich hege Zweifel darüber, ob man bei der Namensgebung den heutigen Sinn – das Waagrechte einer Fläche – darunter verstanden hat. Hier liegt Ebene dem Bergteil Schönberg an; Schön kann ein mißgestaltetes Sunja d.i. gericht sein, eine Bedeutung, die auch Eben, d.i. Ewa (Recht) zukommt und die in einer Zusammensetzung auch manchem “Eber” zugrunde liegt. Der Leser möge sich “Ebenspiel” ins Gedächtnis zurückrufen. Appen/Eben enthält in einer Verderbnis zu Eppes die Eppesklinge. Zwei Umstände bestimmen mich, Eppes als einen Namen einer Göttin zu fassen, welche die Griechen als Pers Ephone, die Römer als Epona, die Preußen als Jawine kannten. Die Germanen können sie als Awiona verehrt haben; da sich unter den Völkern, welche die Göttin Nerthusverehrten, auch die Awionen befinden. Klingen oder Schluchten tragen durch die Bank Göttinnennamen. Zudem ist Eppesklinge eingebettet in die Namen Ameisenschlag / Donnerschlag / Euersbach / Aehrenbüschlein / Pfaffengraben, welche nach meinen vielen Beobachtungen Namen haben, welche an die Devona, Art Emise, Apher Adite, Arina, Bhavani oder Baba gemahnen. Ja die Eppesklinge ist örtlich dasselbe wie Pfaffengraben. Nun können wir Abswinden ganz gut als das Wmde nehmen, das bei derAppen liegt; in der Nähe der Eppesklinge gibt es eine Peunt. Ich verweise noch auf Iwwenwinden, jetzt Ibind.

8. Rudenhusen, Rotehberg der rote See

Hinweis auf die Spielräder! Ruderen, jetzt Rüdern, kann schon zur benachbarten Landesgemeinde gehören.

9. Sandbach

So hießen mehrere jetzt zu Sambach gewordene Orte. Mag es dort noch so viel Sand geben, so leugne ich doch die Herkunft des Namens davon. Dem Kissinger Ebenspiel/Büschwindrain ist das Sander Holz benachbart, Sandberg heißt ein Abhang des Bischofsheimer Türkischrot/Käuling, der Sandhofgehört zur Landesweid Semberg bei Baunach. Ich halte dieses Sand für einen Ausdruck des Gerichtsplatzes- “Richteswiese an der Fuchsstatt”-für die Zent; oder liegte in mit Sunja zusammengesetztes Wort vor, etwa Sunja Tie? Oder eine Umänderung aus Sad, d.i. Gericht? Mit der Zeit wechselten die Gerichtsplätze. So kann man auch einmal der Wüstenfelder Sandberg/Roßberg hierzu ausersehen gewesen sein; am Roßberg gab es den Mainbühl, wo jedermann des weiten Umkreises Holz schlagen durfte, das er allerdings noch gleichen Tages abführen musste. Ohne mich weiter mit Erklärungen aufzuhalten, erwähne ich noch die Bergteile Weißenberg, Grainberg, Zinkenholz, Binsenberg. Den alten Abtswindern mag es bequemer gewesen sein, wenn sie ihre Zusammenkunftsplätze mehr im flachen Land und näher beim Ort hatten. Hier erzählen von doppelter Verlegung zwei Namenherde: Schild mit Leitengrund, im dürren See oder Lötschen, Rödern, Schönecklein, Gans, Alten- und Neuenberg, Rosengarten, Bauernfeld, Schwabenfeld, Sterngrund, Rimmig. Lag (auch hier spukt der Fuchs und der Kopflose; hier wird geheimnisvoller Weise Vieh weggenommen oder Brot aus den Körben geholt, was ich als Hinweis auf das mit dem Stehlrecht ausgestattete wilde Heer verstehe, das offenbar hier zusammentrat als Männergeheimbund), Trudenplätzle, Fuchsstück, Zimmerich, Zinnwasen, Binsental, Riesenberg, Wickenrot, Peunt, Mäling, Hegering am Binsenberg, Ehrentritt (das Terrode bei der Urina?), Lerchenbühl, Krainleite, Eichbrunnen (hier habe derhl. Kiliangetauft, fand man Schädel und Menschenknochen, habe ein Schwein eine Glocke herausgewühlt, sei ein Marienbild in den See geworfen worden), Breitenloh, Röten, Sommer, Säusetz, alles Flurnamen, die heute noch bestehen.aus “Am fränkischen Herd”. Unterhaltungs- und Literaturbeilage der Kitzinger Zeitung, 18. Jahrgang, Nr. 32, 14. September 1941